Zu dem Namen “Schneckenhengst” gibt es folgende Sage:
Nach dem 30-jährigen Krieg herrschte große Not in der Gegend. In den Hütten der Dörfer fehlte das Brot. Handel und Handwerk ruhten. Darunter litten die Einwohner des Weberstädtchens Bleicherode besonders. Sie konnten weder Garn noch Flachs auf dem Eichsfeld kaufen. Ihre Häuser verfielen, weil sie kein Geld hatten. Die Ritter und Landsknechte hatten ihnen sämtliches Vieh weggenommen. Die Ernten waren gering.Darum suchten die Bleicheröder nach anderen Verdienstmöglichkeiten, um das Elend abzuwenden. An den Hängen der Bleicheröder Berge wurde früher Wein angebaut, durch den langen Kreig waren die Weingärten verkommen. Jetzt saßen in den verwilderten Büschen Weinbergschnecken. Damals fanden sie keine Beachtung, aber in Frankreich galten sie als Leckerbissen. Ein Händler aus Bleicherode hatte in Leipzig gesehen, wie die Schnecken gehandelt und nach Frankreich verschickt wurden. Nach seiner Rückkehr sammelte er sofort die Schnecken in seinem Berggarten, weil sie aber nicht reichten, fing er an, sie zu züchten. Im Winter brachte er sie dann nach Leipzig, verkaufte sie dort und füllte somit seinen Geldbeutel kräftig. Schnell eilte die Kunde von dem guten Geschäft durch die gesamte Stadt. Alle sammelten nun Weinbergschnecken. Als im Spätherbst der Winterschlaf der Schnecken begann, wurden sie zum Verkauf nach Leipzig gebracht. Viele habgierige Menschen machten sogar zweimal den weiten Weg in die Messestadt.
Einst fuhr ein Händler im zeitigen Frühjahr nach Leipzig. Plötzlich schlug das Wetter um und es wurde warm, somit wurde die Wagenladung lebendig. Das Geschäft war dahin und er bekam kein Geld. Er kippte die Schnecken in den Graben. Nach Bleicherode zurückgekehrt, konnte er mit dem vielen Geld nicht prahlen. Da er als Geizhals bekannt war, freuten sich alle anderen über sein Mißgeschick. Überall erzählte man sich die Geschichte des Fuhrmanns.
Kamen die Bleicheröder in die umliegenden Dörfer, wurden sie als “Schneckenhengste” gerufen, der Spitzname ist bis heute erhalten geblieben. Das Bleicheröder Stadtwappen, das einen Ritter mit zwei Hirschstangen zeigt, hat den Namen übernommen. Seitdem heißt das Wappen “Schneckenhengst” und erinnert an diese lustige Geschichte.
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