Einst rief der Kaiser alle seine Ritter auf, ihm in das heilige Land zu folgen. Und so schloss sich auch der Burgherr der Burg von Bleicherode dem Ritterheer an. Durch die unwegsamsten Gebiete Europas führte der Marsch des kaiserlichen Heeres. Schon bevor sie das Heilige Land erreichten, starben viele Männer an Hunger und Durst, an der Hitze am Tage und an der Kälte in der Nacht oder ganz einfach an Erschöpfung. Die Raubtiere, die dem Heer folgten, machten fette Beute. Schließlich erreichte das Ritterheer den Fluß Saleph in Kleinasien. Es gab keine Brücken, so mußte die schwer gepanzerte Reiterei durch eine breite Furt. Des Kaisers Pferd geriet in einen starken Strudel und verlor den sicheren Grund. Die schwere Panzerung riß Roß und Reiter in die Tiefe. Die Ritter konnten nur noch hilflos zusehen, wie ihr Kaiser ertrank. Das führerlose Ritterheer trat ermüdet und erschöpft die Rückreise an. Nach zehn Tagen ununterbrochenen Marschierens wurde endlich Rast gemacht. Alle Krieger fielen sofort in einen tiefen Schlaf. Die Nacht war kühl. Hell stand der Mond am Himmel. Den Ritter aus Bleicherode weckte jedoch bald ein bedrohliches Geräusch. Er stand auf. Als er sich umsah, entdeckte er einen jungen Löwen, den eine riesige Würgeschlange in ihren Griff hatte. Der Ritter zog sein Schwert und trennte der Schlange den Kopf ab. Dann legte er sich friedlich wieder schlafen. Wenig später erwachte er erneut. Es war ihm plötzlich warm geworden. Er stellte überrascht fest, daß sich der Löwe neben ihm niedergelassen hatte und ihn mit seinem dichten Pelz wärmte. Auf dem langen Rückweg nach Bleicherode, der viele Wochen dauerte, wich der Löwe nicht mehr von der Seite des Ritters. Das Tier gehorchte ihm wie ein treuer Hund. In seiner neuen Heimat angekommen, wurde der Löwe des Burgherrn ständiger Begleiter und auch sein Diener. Der Ritter schickte ihn mit einem Korb jeden Morgen in die Stadt, um einzukaufen. Nachts bewachte er die Burg besser, als es Hunde jemals könnten. Aber schließlich wurde der Löwe alt und starb. Der Burgherr trauerte sehr um seinen Freund. Er ließ ihm eine prächtige Gruft in den Felsen hauen. Dort wurde das Tier begraben. In der Nacht darauf erschien der Burggeist und sprach zu dem Ritter: “Es fordern alle Knappen Der Ritter tat, wie ihm geheißen. Und da in der Johannisnacht noch niemand eine weiße Dohle gesehen hat, behielt die Burg ihren neuen Namen. Später ging er dann auch auf den ganzen Berg über.
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